Skip to main content

Ehemalige Försterei (Amtsjägerhaus)

Das Fachwerkhaus auf dem Gelände der ehemaligen Horstmarer Burg stammt noch aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg. Die Restaurierung Anfang der 1980er Jahre wurde für eine ausführliche Bauuntersuchung genutzt. Dabei konnte festgestellt werden, dass es sich um einen sehr seltenen Wandständerbau handelt. Die tragende Konstruktion besteht nur aus den Ständern des Fachwerks der Außenmauern, obwohl man heute in der Tenne den Eindruck hat, dass es sich um ein schmales Vierständerhaus handelt. Dass nur die Ständer des Außenfachwerks tragende Funktion haben, wird dadurch belegt, dass bei Errichtung der nachträglichen Anbauten am vorderen Wohnteil die Ständer der Außenwände abgesägt und von neu eingezogenen Balken abgefangen wurden, die von weiter nach innen gestellten neuen Ständern getragen werden. Die Innenwände, die die Stallungen von der Tenne abtrennen, besitzen keine Kopfbänder als Aussteifung, da sie nachträglich eingezogen wurden. Zur Belichtung der über den Ställen geschaffenen Hillenräume konnten deshalb Fenster nur eingebaut werden, indem die Riegel in den Außenwänden verändert wurden. Schließlich sind die Abstände zwischen den Ständern so gering und die Deckenbalken so stark, dass sie die Spannweite des Hauses von nur neun Metern ohne weitere Unterstützung gut überbrücken konnten.

Die Familienforschung der Familie Klüter bestätigte, dass dieses Gebäude ein Wandständerbau aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg ist, der ursprünglich ein sog. Bauhaus (Scheune für Feldfrüchte) war. Der am 21. 11. 1689 neu bestellte Amtsjäger Johan Melchior Schmitz hat dieses Gebäude „besetzt“ und darin seine Wohnung eingerichtet, da die ihm auf der Burg zugewiesene Unterkunft unbrauchbar erschien.

1746 hat sein Nachfolger im vorderen Bereich an jeder Seite ein kleines Zimmer angebaut, um mehr Wohnraum zu schaffen. Auch wurde ein Kamin eingebaut. Während die Deckenbalken des Haupthauses rauchgeschwärzt sind, ist an den Ständern und Balken der Anbauten keine Rauchschwärzung zu sehen. Es handelt sich hier ursprünglich um ein Rauchhaus, das mit Reet oder Stroh gedeckt war, sonst ist der große Abstand der Sparren von durchschnittlich etwa 1,30 Metern nicht zu erklären. Beim Ersatz der ursprünglichen Dacheindeckung durch feldgebrannte Hohlziegel in Strohdocken hat die nach Westen (Hauptwindrichtung) gerichtete Seite des Daches nachträglich eine Unterstützung erhalten. Alle Gefache der Fachwerkaußenwände sind mit Ziegeln im Klosterformat ausgemauert – die westliche Längswand wurde allerdings um 1950 durch eine konventionelle zweischalige Wand ersetzt. Dabei wurden entlang der Westwand auch  weitere Zimmer geschaffen. Die Giebel sind mit Eichenbohlen verbrettert und kragen vor. Die Knaggen, auf denen die vorkragenden Giebel ruhen, lassen auf eine Erbauung zu Beginn des 17. Jahrhunderts, also vor dem Dreißigjährigen Krieg schließen.

Im Rahmen der Sanierung in den 1980er Jahren sind die aus jüngerer Zeit stammenden Anbauten wieder entfernt und das äußere ursprüngliche Erscheinungsbild möglichst geringfügig verändert bzw. wieder hergestellt worden. Sogar auf den Ersatz der Tennentür durch eine Glaswand zur Belichtung der dahinter geschaffenen Wohnräume wurde verzichtet, und das große Tennentor im alten Zustand belassen. Leicht zurückgesetzt zog man eine Glaswand ein, die bei geöffnetem Tennentor für die Belichtung der Räume sorgt. Nur das Dach hat kleine Ausbauten mit Fenstern in gut angepassten Proportionen erhalten, um dahinter nutzbare Räume zu schaffen.

Nordseite des ehemaligen Försterhauses.

Raumaufteilung vor der Restaurierung

Südseite des ehemaligen Försterhauses von Südosten.

Südseite des ehemaligen Försterhauses von Südwesten.

Konstruktion nach Anbau weiterer Räume im Wohnteil 1746 von Norden.