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Gräberfeld

Frühmittelalterliches Gräberfeld zwischen dem Oberwasser von Schmeddings Mühle und dem Hof Wilming.

Frühmittelalterliches Gräberfeld zwischen dem Oberwasser von Schmeddings Mühle und dem Hof Wilming.

Im Sommer 1910 stieß man hier bei der Anlage eines neuen Weges auf mehrere menschliche Skelette. Von den Detmolder Archäologen Dr. Radlauer und W. Meyer durchgeführte gezielte Ausgrabungen ergaben, dass es sich zum einen um unregelmäßig angeordnete Gräber menschlicher Skelette in einer Tiefe von 1,70 bis 2,20 Metern handelt, daneben Bestattungen von zwei Hunden oder Wölfen, ein vollständiges Pferdeskelett sowie Knochen eines Vogels, ferner Rippen und Knochen wahrscheinlich eines jungen Schweins. Zudem wurden hier zahlreiche Grabbeigaben gefunden, so Reste von Waffen, u. a. ein 50 cm langes einschneidiges Hiebschwert (Sax, das typische Kurzschwert u. a. der Sachsen) und ein 80 cm langes zweischneidiges Langschwert (Spatha ) - beides in das 8. oder frühe 9. Jahrhundert datiert – sowie Keramikgefäße, z. T. als Scherben, die zusammengesetzt werden konnten. Zudem wurden hier ohne Zusammenhang mit einem Grab ein silberner Armreif, ein Ohrring aus Bronzedraht, verschiedene Glasperlen, Reste einer silbernen Schnalle sowie Reste von Messern aus Eisen gefunden. Die Tiergräber, die etwas ungeordnete Anlage der Gräber sowie die Form der Beigaben zeigen, dass es sich hier um Bestattungen aus dem ausgehenden 7. Und dem 8. Jahrhundert handelt.

In einer etwas höheren Lage, etwa 1,50 m tief, fand man mehrere in geordneten Reihen angelegte Männer-, Frauen- und Kindergräber, die keine Beigaben enthielten. Die Anordnung von Gräbern in streng angeordneten Reihen wird der Zeit nach der Eroberung und der Christianisierung Westfalens durch die Franken sowie den Generationen danach zugeordnet, was der Fund eines silbernen Denars Karls des Großen aus der Kölner Münzstätte, datiert auf die Zeit von 792 bis 814 n. Chr., belegt. Die Christen haben nicht sofort ihre Friedhöfe an den neu errichteten Kirchen angeordnet, sondern zunächst bis etwa ins 10. Jh. die alten Orte beibehalten.

Dieser Friedhof liegt in einer Reihe von Höfen am Südrand des Dorfer Esch. Östlich davon befindet sich der Ostendorfer Esch mit weiteren Höfen aus gleicher Zeit. Solche Hofgruppen sind im 6. / 7. Jahrhundert entstanden. Damals wanderten in den dünn besiedelten hiesigen Raum Menschen aus vielen Regionen, wie Franken, Sachsen und Thüringer ein und rodeten weitere größere Waldflächen zur Gewinnung von Ackerland. Die ältesten Höfe liegen meist unter dem heutigen Esch in seinem Zentrum, erst im 9. Jahrhundert wurden sie an den Rand des Eschs verlegt, wo Wasser für die Versorgung von Mensch und Vieh vorhanden war, was hier durch die Quellen am Nordrand des Schöppinger Berges gegeben ist. „Esch" ist ein altgermanisches Wort für „Ackerland“, „Saatfeld“; als Flur handelt es sich meist um eine ei- oder schildförmige Fläche, die quer in schmale langgestreckte Ackerbeete aufgeteilt ist. Diese Flurgestaltung ergab sich aus der in diese Zeit fallende Erfindung und Verbreitung des mit Rädern versehenen Scharpfluges, der anders als der bis dahin genutzte kreuz und quer Furchen ziehende Hakenpflug die Schollen in Streifen umbricht und deshalb längere Saatbeete erfordert.

Wohl im 10. Jahrhundert wurde dieser Friedhof hier in Ostendorf zugunsten von Bestattungen an der Kirche in Schöppingen aufgegeben. Der Bereich des Dorfes Leer mit den Bauerschaften Haltern und Ostendorf gehörte ursprünglich zur Pfarre Schöppingen. Bei der Unterwerfung der Westfalen durch Karl d. Gr. in den Sachsenkriegen (772 bis 804) wurden auf dem Weg der Heere in die norddeutsche Tiefebene Stützpunkte (königliche curtis - Königsgut) angelegt, u. a. oberhalb der Schöppinger „Welle“ (Quelle). Im Rahmen der parallel verlaufenden Christianisierung durch den von Karl dem Großen beauftragten Echternacher Abt Beornrad (Beornrad war von 775 bis zu seinem Tod 797 Abt in Echternach und seit 785/786 auch Erzbischof von Sens; er gehörte dem gelehrten Hofkreis Karls des Großen an) wurde dann auf der curtis an der „Welle“ die erste Kirche (Taufkirche) erbaut.

Nachdem der Missionar Liudger um 800 das Kloster (Essen-)Werden an der Ruhr gegründet hatte, wurden zahlreiche Höfe der Abtei Werden übertragen. Verwaltet wurde dieser Besitz des Werdener Klosters von sog. Fronhöfen (Oberhöfen) aus, im hiesigen Raum vom Fronhof Leheri der  Fronhofsbezirk Leri et Scappahamma (Leer und Schapen bei Lingen).

Kurz vor 1200 wurde auf dem Grund und Boden des Fronhofes Leheri die erstmals 1217 urkundlich erwähnte Kirche von Leer mit eigenem Begräbnisplatz direkt an der Kirche zu Ehren der Märtyrer Cosmas und Damian als Pfarrpatrone errichtet. Und Hermann II. von Katzenelnbogen (von 1173 – 1203 Bischof von Münster und erster Fürstbischof von Münster) hat dann im Rahmen der Verbesserung der Pfarrseelsorge Leer und Horstmar von der „Taufkirche“ Schöppingen abgepfarrt, die damit selbständige Pfarren wurden.

Der Friedhof an der Kirche wurde bald nach Mitte des 19. Jahrhunderts geschlossen und ein neuer Friedhof an der Straße nach Burgsteinfurt eingerichtet, auf dem 1866 die älteste nachgewiesene Bestattung erfolgte. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dann am Nahen Weg ein neuer Friedhof angelegt, auf dem 1958 die erste Bestattung erfolgte.