Müllerkotten an Wennings Wassermühle
- Findling Kirchplatz
- Altes Rathaus
- Borchorster Hof
- Strickshof
- Sendenhof
- Merveldter Hof
- Valckenhof
- Ascheberger Hof
- Münsterhof
- Seitenflügel des Münsterhofs
- Bergfried
- ehemalige Försterei
- Bürgerpark
- Antonius Kapelle
- Haus Alst
- Leerbach Quellen
- Schmeddings Mühle
- Müllerkotten
- Wennings Wassermühle
- Grollenburg
- St. Gertrudis Kirche
Müllerkotten an Wennings Wassermühle
Das Müllerhaus an Wennings Wassermühle stellt eine Besonderheit dar, denn es ist ein Quertennenhaus mit einem heute noch erhaltenen, sehr seltenen Zwischenstock im Wohnbereich.
„Dieses Müllerhaus belegt durch seine der westfälischen Bautradition verhaftete Bauweise die Lebens- und Wohnformen des 19. Jahrhunderts“, heißt es in der Denkmalwertbegründung des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege. Es wurde auf rechteckigem Grundriss unter einem Satteldach errichtet. Die westliche Traufwand, die sog. Schauseite, ist massiv in Bruchstein errichtet; die Gewände der Fenster und Türen sind aus Ziegelmaterial. Alle übrigen Außenwände sind in Eichenfachwerk mit Ziegelsteinausfachung ausgeführt. In der rückwärtigen Traufwand zeichnet sich der massive, halb in den Boden eingelassene, abgeteufte Keller ab. Das Fachwerk reicht in die Giebelflächen hinein, die oberen Giebeldreiecke sind verbrettert. Die innere Raumaufteilung ist klassisch; sie zeigt ein sog. Quertennenhaus mit einem Stallbereich für das Nutzvieh zum südlichen Giebel hin. Im Wohnteil erschließt die Deele sowohl die Upkammer und den Keller wie auch die im Nordgiebel liegenden Räume. Die Deele wird beherrscht durch ein imposantes Herdfeuer. Hinter dem Herdfeuer befindet sich eine Upkammer, von der eine senkrechte eingebaute „Treppe“ in einen Zwischenstock führt, der als Schlafraum genutzt wurde.
Das Besondere dieses Müllerhauses wird erst deutlich, wenn man es mit anderen Fachwerkhäusern jener Zeit für Kötter und andere Menschen mit niedrigem Einkommen vergleicht. Dann fällt der Zwischenstock über den beiden Räumen auf, der Licht erhält durch je ein Fenster im Giebel und in der Südwand, jeweils direkt unter der Decke. Zwischengeschosse befinden sich in westfälischen Bauernhäusern und Kotten üblicherweise über den Seitenschiffen links und rechts der Tenne, aber auch über Stuben und Kammern im Wohnteil. In der Regel waren sie von untergeordneter Bedeutung und wurden als zur Diele offene Futterlagerräume (sog. Hillen), Kornkammern oder zu anderen Lagerzwecken genutzt. In größeren Bauernhäusern konnten sie auch als Schlafplätze für die Knechte dienen; diese befanden sich aber vorn im Haus über den Pferdeställen. In kleineren Kötterhäusern konnten hier bei Bedarf zusätzliche Schlafplätze - etwa für Kinder - geschaffen werden. Nach Möglichkeit war man aber bestrebt, voll ausgebaute Kammern im Zwischengeschoß anzulegen. Nicht volle Kammerhöhe erreichende Zwischengeschosse, die als Schlafplätze dienten, sind dagegen im Münsterland selten. Charakteristisch sind dafür fast immer Fenster direkt unter der Decke, also im Giebel und in der Seitenwand an auffälliger Stelle.
Wann exakt dieses Haus errichtet wurde ist unklar, denn der Stein über der Tennentür ist so stark verwittert, dass die Zahl heute nicht mehr lesbar ist. Recht genaue Hinweise auf das Baudatum enthält ein Verpachtungsprotokoll vom 14. Oktober 1884. Bis zu diesem Jahre hatte eine Familie Brinkmann die Wassermühle am Hofe Janning gepachtet. Als der Pachtvertrag auslief, machte sich der damalige Müller Franz Bernhard Brinkmann in Eggerode selbständig. Danach verpachtete die Witwe Ökonom Bernard Janning, Rica geb. Schulze Eggerode ihre Realitäten, unter anderem das neu erbaute Müllerhaus nebst Garten und 6 Scheffel Gesae Ackerland vom 22. Januar 1885 ab an den Müller Johann Schmedding aus Havixbeck.
Dieses Müllerhauses gestattet heute noch, die Arbeits- und Wohnverhältnisse der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachzuvollziehen, denn insbesondere der Wohnteil wurde praktisch nicht verändert. Nur in den Stallteil wurden in den 1960er Jahren nach vorne hin eine Küche und ein Bad eingebaut, aber bei der Restaurierung wieder entfernt.
Am 31. März 1994 pachtete der Förderverein Technische Denkmäler, 2004 umbenannt in Mühlen- und Heimatverein Leer, Mühle und Müllerhaus und begann die Restaurierung. Durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (1994/96) und ehrenamtliches Engagement wurde das Gebäude außen und innen restauriert. Im Hinblick auf die spätere Nutzung dieses Denkmals wurde in den Stallteil ein Wirtschaftsraum und eine Toilettenanlage eingebaut, wobei das Fachwerk der Stallung zur Tenne hin erhalten blieb bzw. im Bereich des Bades rekonstruiert wurde. Auch eine alte Treppe wurde reaktiviert, um besser auf den Boden zu gelangen. Dort befindet sich inzwischen eine umfangreiche Sammlung von historischen Geräten, die im Haus und Hof früher genutzt wurden.