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Wennings (Jannings) Wassermühle

Die älteste der beiden Mühlenanlagen am Leerbach, unabhängig von den dort derzeit befindlichen Gebäuden, dürfte jene am Hofe Janning (heute Wenning und deshalb Wennings Mühle) sein. Der erste Hinweis findet sich in den Unterlagen über den Grundbesitz des Stiftes Borchorst aus dem Jahre 1550 über die Mahljahre des Husinck auf dem Erbe Johanning (später Janning). Dadurch wird deutlich, dass hier schon ein Müller gewohnt hat. Dies belegt aber auch, dass die Wassermühle hier schon viel länger existierte, denn der Hof Johanning gehörte schon seit der Gründung des Stiftes Borchorst im Jahre 968 zu dessen Besitz.

Genauere Angaben über die Wassermühlen in Leer enthält ein Bericht des Horstmarer Bürgermeisters an den Kreisausschuss von 1820:

„...gehorsamst anzuzeigen, dass die Setzung von Markpfählen in dem hiesigen Verwaltungsbezirke, wo nur allein beim Zeller Janning und Zeller Wilming in der Gemeinde Leer, Bauerschaft Ostendorf, zwei oberschlächtige Wassermühlen existieren, nicht erforderlich sind, indem diese Mühlen nur einzig von dem im Leer Berge entspringenden Leer Bach, ohne irgend einen anderen Zufluss, getrieben werden, da nun die Janning Mühle, kaum 200 Schritte von der Quelle, die zwar immer, jedoch nur langsam rinnt, entfernt ist, so hat derselbe auf oder vielmehr neben seinem Vorhof ein kleines Bassin ausgeworfen, um eben so viel Wasser aufzufangen, dass er beim größeren Regenwetter kaum 5 bis 6 Stunden am Tage mahlen kann, hier fällt dann das Wasser über dem Rade weg, und wird zwischen wohl 10 Fuß hohen Ufern der ungefähr 200 Schritte davon liegenden Wilming-Mühle zugeführt. ...“

Seit diesem Bericht hat sich die Mühle erheblich vergrößert. Die Urkarte des Amtes Horstmar von 1828 zeigt in der Fortschreibung für den Bereich des Hofes Janning, dass alle 1828 vorhandenen Gebäude im 19. Jahrhundert durch neue ersetzt wurden. Bernard Janning und Elisabeth Grewing renovierten und vergrößerten die Wassermühle 1845/46. Entsprechende Informationen enthält ein Verpachtungsprotokoll vom 14. Oktober 1884. Bis zu diesem Jahre hatte eine Familie Brinkmann die Wassermühle am Hofe Janning gepachtet. Als der Pachtvertrag auslief, machte sich der damalige Müller Franz Bernhard Brinkmann in Eggerode selbständig. Danach verpachtete die Witwe Ökonom Bernard Janning, Rica geb. Schulze Eggerode, ihre Realitäten:

  1. die Kornwassermühle mit zwei Mahlgängen und Ölschlag
  2. die Kornwindmühle ebenfalls mit zwei Mahlgängen
  3. das neu erbaute Müllerhaus nebst Garten und 6 Scheffel Gesae Ackerland

vom 22. Januar 1885 ab an den Müller Johann Schmedding aus Havixbeck.

Bei der hier erwähnten Kornwindmühle handelt es sich um jene, die 1858 am Dorfe Leer auf dem Esch vom Zeller Janning errichtet wurde, um weitere Mahlmöglichkeiten zu schaffen, da für den inzwischen gestiegenen Bedarf die Wassermenge des Leerbaches nicht mehr reichte. Diese Windmühle wurde schon vor dem Ersten Weltkrieg stillgelegt und abgebrochen. Der Ölschlag kann vom neuen Pächter nicht mehr lange in der Kornwassermühle betrieben worden sein. Um 1895 wurden zahlreiche Teiche für eine Forellenzucht neben dem Oberwasser ausgehoben und in die Mühle in der einen Gebäudehälfte ein Fischaufzuchtbecken und weitere Becken für verkaufsfertige Fische eingebaut. Als der Besitzer Janning 1905 auf einen Hof in Stevede bei Coesfeld einheiratete, wurde die Forellenzucht aufgegeben. Schmedding hatte weiterhin die Mühle mit Müllerhaus gepachtet, der Hof wurde anderweitig verpachtet. Die Teichanlagen sind größtenteils bis heute erhalten und werden derzeit von einer Anglergruppe intensiv genutzt.

1922 erhielt die Mühle ein neues Wasserrad, wieder ein oberschlächtiges mit einer Breite von 1,50 m und einem Durchmesser von 3,90 m.

1929 erwarb Müller Schmedding die nur wenige hundert Meter bachabwärts gelegene Wilmingsche Mühle, worauf Wilming Pächter der Janningschen Mühle wurde. Sie blieb bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges Lohnmühle, wurde dann stillgelegt und erhielt auch nach Kriegsende keine neue Mahlerlaubnis. Allerdings wurde in ihr noch bis Ende der 1950er Jahre Schrot für den Eigenbedarf des Hofes gemahlen. Zudem war ein Generator für 110 V ungeregelten Gleichstrom zur Versorgung des Hofes installiert worden. Mit einer speziellen Transmission konnten im Hofgebäude landwirtschaftliche Geräte wie Dreschmaschine, Häcksler, Butterfass u. a. angetrieben werden. Anfang der 1960er Jahre entfernte man das Wasserrad und überließ die Mühle mehr und mehr sich selbst.

Am 31. März 1994 pachtete der Förderverein Technische Denkmäler, 2004 umbenannt in Mühlen- und Heimatverein Leer, Mühle und Müllerhaus und begann die Restaurierung. Durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für vier Mitarbeiter über zwei Jahre (1994/96) wurde das Gebäude außen und innen durch engagierten Einsatz hervorragend restauriert. Ergänzt wurden diese Arbeiten durch örtliche Handwerker und zahlreiche ehrenamtliche Mühlenhelfer. Diese Arbeiten wurde vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege folgendermaßen bewertet: „Die Ortsbesichtigung ergab, dass das Gesamtdenkmal, bestehend aus Wassermühle, Müllerhaus und Teich, unseres Erachtens als herausragendes Denkmal der Sozialgeschichte im Kreis Steinfurt und der Westfälischen Mühlentopographie bewertet werden kann. Durch den Einsatz der Arbeitskräfte vor Ort ist der historische Bestand der Wassermühle erfreulich substanzschonend restauriert worden. Daraus resultiert unsere heutige Auffassung, dass die Wassermühle nicht nur als Bestandteil der Gesamtanlage, sondern auch als Einzelbaukörper die Voraussetzungen an ein Baudenkmal erfüllt.“ Daraufhin wurde das Ensemble am 4. Oktober 1995 in die Denkmalliste der Stadt Horstmar eingetragen.

Danach erfolgte eine weitere umfangreiche Tätigkeit der zahlreichen ehrenamtlichen Mühlenhelfer, um  die Wassermühle wieder mahlfähig zu machen. Dazu musste die innere Mühlentechnik restauriert und ein neues Wasserrad beschafft werden. Gespräche mit Vertretern des LWL, der Bezirksregierung, der Gesellschaft zur Förderung gemeinnütziger Zwecke im Kreis Steinfurt und der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege zeigten eine Finanzierungsmöglichkeit auf. Der Ingenieur Friedrich Rohlfing führte dann diese Arbeiten aus und Ende November 2010 lief das Wasserrad, die Wassermühle war wieder mahlfähig. Am 25. März 2011 wurde die restaurierte Wassermühle feierlich eingeweiht.