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Findling Kirchplatz

Der große Sandstein-Findling auf dem Kirchplatz und der kleinere Granit-Findling vor dem Westgiebel der Stadtverwaltung gehören zu dem Material, das während der vorletzten großen Eiszeit, der Saale-Eiszeit (vor 240.000 - 125.000 Jahren), hierher „geschoben“ wurde.

Die Findlinge nennt man in der geologischen Fachsprache auch „erratische Blöcke“ oder „Großgeschiebe“. Die Eismassen kamen aus Skandinavien, überfuhren den Untergrund, rissen dabei so manchen Gesteinsbrocken ab und transportierten diese nach Süden. Sie brachen zunächst in Mittel-Skandinavien überwiegend kristalline Gesteine, meist Granite aber auch Pegmatite, Porphyre und Gneise aus dem Untergrund heraus. Beim weiteren Vorrücken wurden dann auch Gesteine der nordwestdeutschen Mittelgebirge (Wiehengebirge und Teutoburger Wald, Bentheimer Höhenrücken, Baumberge und Beckumer Berge) mitgerissen. Sie bestehen ausnahmslos aus Sandstein und werden in der Fachterminologie als einheimische Geschiebe bezeichnet.

Als das in unserer Region zeitweise mehr als 300 Meter mächtige Eis schließlich mit dem Anstieg der Temperaturen am Ende dieser Vereisungsphase abtaute, lagerte sich jeweils das mitgeführte Gesteinsmaterial samt der darin enthaltenen Findlinge als Grundmoräne ab. Dabei findet man im Bereich zwischen dem Zentrum Horstmars und Steinfurt-Borghorst besonders viele Findlinge. Von dem Material, das mit dem Eis in der von Ems und Vechte-Steinfurter Aa später durchflossenen Niederung zwischen Baumberge/Schöppinger Berg und Altenberger Höhen vordrang, ist am östlichen Rand des Schöppinger Berges besonders viel hängen geblieben. Dies zeigt die Karte über Findlinge in Westfalen deutlich.

Die Findlinge, die in Horstmars Innenstadt und in der Bauerschaften Niedern, sowie in Steinfurt, Laer und Altenberge dekorativ aufgestellt wurden, sind hierfür eindrucksvolle Beispiele. Dabei bestätigt sich auch, dass die nordischen Granit-Findlinge deutlich kleiner und runder sind als die heimischen Sandstein-Findlinge. Sie wurden viel längere Strecken über den Untergrund geschoben und dabei abgeschliffen.

Auf Grund der mineralogischen Zusammensetzung und der Korngrößenverteilung kann man für manche Findlinge die Herkunft eingrenzen. Der große Sandstein-Findling auf dem Horstmarer Kirchplatz tendiert nach der Korngrößenanalyse zum Bentheimer Sandstein. Er wurde 1981 bei Bauarbeiten der Straße „Im Gewerbegebiet“ im Wirlocks-Tal entdeckt und mit einem Autokran zum vorübergehenden Lagerplatz an der Gabelung Eichendorffstraße/Bahnhofstraße transportiert. Im Rahmen der barrierefreien Umgestaltung und Verschönerung des Kirchplatzes translozierte man den Findling 2020 zum Kirchplatz. Dabei wurde er auch gewogen und vermessen: Der Findling ist fast 37 Tonnen schwer und 20,3 Kubikmeter groß.

Bei dem 16,1 Tonnen schweren Sandstein-Findling, der etwa 100 Meter östlich des Hofes Tiemann in einer Weide liegt, und dem 6,2 Tonnen schweren Exemplar, welches an der Zuwegung zum Hof Potthoff in der Alst aufgestellt ist, handelt es sich nach der Korngrößenzusammensetzung um Bocketaler Sandsteine aus dem nordwestlichen Teutoburger Wald.

Der 7.3 Tonnen schwere Granodiorit-Findling, der vor dem Schulgebäude an der Straße Fürstenwiese steht, stammt vermutlich aus dem mittelschwedischen Uppland. Er wurde Ende 1981 in Niedern im sog. Prozessionsweg südlich des an der Landstraße nach Burgsteinfurt stehenden kleinen Kapellchens bei Erdarbeiten gefunden. Er wurde dann mit einem Autokran geborgen und an der damaligen Hauptschule, heute Lernzentrum Horstmar des Gymnasiums Arnoldinum, an der Fürstenwiese aufgestellt. Nicht weit südöstlich davon wurde in einem Acker ein 4,3 Tonnen schwerer Pegmatitgranit freigelegt und 1961 zu dem unter einer großen Eiche stehendem Wegekreuz transloziert.

Quellen:

K. Skupin, E. Speetzen und J. G. Zandstra; Die Eiszeit in Nordwestdeutschland. Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Krefeld 1993
E. Speetzen, Findlinge in Nordrhein-Westfalen und angrenzenden Gebieten. Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Krefeld 1998
K.-H. Otto; Wie die Findlinge nach Westfalen kamen! In: Findlinge in Westfalen - Westfalen Regional – LWL www.lwl.org ›› LWL › Kultur › Westfalen_Regional › Naturraum