Haus Alst
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Haus Alst
Im östlichen Bereich der Stadt Horstmar liegt unter alten Bäumen versteckt die kleine, aber sehenswerte Wasserburg Haus Alst. Sie wird erstmals in einer Urkunde von 1217 erwähnt. Ursprünglich im Besitz des Stiftes Werden, war sie später ein Lehen des Damenstifts Vreden. Über die früheren Besitzer ist wenig bekannt. 1549 waren es die von Münster zu Alst und seit 1569 die von Westerholt zu Alst. Zu dieser Zeit war das Haus dem endgültigen Verfall nahe. Das änderte sich grundlegend, als 1620 Bernhard Hackfort von Westerholt zu Hackfort, ein junger Offizier aus dem niederländischen Zweig der Familie, die Erbtochter, seine Cousine 2. Grades, heiratete. Er baute 1624/25 Haus Alst von Grund auf neu. Er fiel allerdings im Alter von 45 Jahren als kaiserlicher General beim Sturm auf die von Schweden besetzte Festung Vechta im November 1638. Sein Sohn Hermann Otto zog dann um 1650 nach Westerholt, so dass ab da keiner der Besitzer aus dem Hause Westerholt hier wohnte. 1802 verkaufte dann die Familie von Westerholt Haus Alst an den Bankier Schönstätt aus Münster. Dessen Sohn verkaufte es dann 1832 an Josef Freiherr von Droste zu Hülshoff, ein Sohn von Maximilian Freiherr Droste zu Hülshoff, ein seinerzeit bekannter Komponist und Onkel der Dichterin Annette v. Droste zu Hülshoff, der 1840 in Alst starb. Das Haus wurde bereits 1843 weiter veräußert an Wilderich Freiherr von Kettler, der seinerseits Alst 1848 an Ferdinand Graf von Galen verkaufte. Schließlich wurde 1852 Burghard Freiherr von Schorlemer-Alst Besitzer, den man den "Westfälischen Bauernkönig" nannte. Diesen Ehrennamen erhielt er als Gründer des deutschen Bauernvereins. Seit 1935 sind wieder die Grafen Westerholt Eigentümer.
Das Wasserschloss verbirgt sich weitgehend hinter einem heute nicht mehr vollständig erhaltenen, fast acht Meter hohen Erdwall, der hinter einer sehr tiefen Gräfte liegt. Von Süden führt eine Brücke, früher eine Zugbrücke, als einziger Zugang über den breiten Graben. „Bewacht“ wird sie durch ein Torhaus. Alt ist jedoch nur der Unterbau aus Bruchsteinen. Das Obergeschoss mit seinen gotisierenden Fenstern ist ebenso wie die blinden Schießscharten eine Zutat der Zeit um 1870. Von der Durchfahrt aus ist die ganze Anlage gut zu überblicken. Links liegt die Vorburg, auf der heute schlichte Wirtschaftsgebäude aus dem 19. Jahrhundert stehen, die in jüngster Zeit teilweise zu einer Wohnung ausgebaut wurden.
Besondere Beachtung verdient allerdings das Haupthaus, das noch heute in einem eigenen Hausteich liegt, der allerdings auf der Nordseite zugeschüttet wurde. Die südseitige, zweistöckige Schauseite wird durch je acht Fenster gegliedert. Waagerechte Gesimse aus Sandstein stellen die Verbindung zwischen ihnen her. Früher liefen sie noch durch die Fenster hindurch, wie man oben am Turm erkennen kann. Alle Fenster trugen ursprünglich Steinkreuze. Die Hauptwirkung des gesamten Bauwerks liegt jedoch in der Gestaltung des Mauerwerks. Es ist in der „Specklagentechnik“ der sog. niederländischen Renaissance als bestimmendem Baustil mit stetem Wechsel von rotem Ziegelstein und gelblichem Sandstein ausgeführt. Sogar die Schornsteine wurden in dieser Technik gestaltet. Zudem zeigt sich eine weitere niederländische Eigenart: Über allen Fenstern sitzen flache Entlastungsbögen aus Ziegelsteinen mit Sandsteinquadern. Auch dieses Ziermotiv ist in Westfalen nicht heimisch. Daher kann man von einem niederländischen Architekten ausgehen, was wegen der Herkunft des Erbauers aus den Niederlanden nicht verwundert. Die großen, X-förmigen Eisenanker als Wandschmuck sind allerdings in der hiesigen Gegend durchaus geläufig. Sie verankern die Deckenbalken des Inneren in der Außenwand.
An der Nordseite steht als einzige Verbindung der Stockwerke ein achteckiger Treppenturm. Das Portal ist ein sehr schönes Beispiel für die Schmuckfreudigkeit der Renaissance, die mit Vorliebe kleinere Einzelteile an den Bauwerken reich dekorierte. Seitlich ist dieses Portal begrenzt von zwei kannelierten Säulen auf Postamenten mit Diamantquadern. Sie tragen oben eine Kartusche mit dem Allianzwappen des Erbauers und seiner Gemahlin - beide gleich, weil Cousin und Cousine heirateten - in Zierrahmen mit Knorpelwerk. Neben der Turmtür, eine Zutat des 19. Jahrhunderts, die vielfach das Wappen der Familie Schorlemer zeigt, ist eine interessante belgische Herdfeuerplatte des 17. Jahrhunderts aufgehängt. Man sieht, wie die fünf Amoriterkönige durch Josua gehängt werden. Hinter dem Treppenturm ist das letzte Wandstück nur grob verputzt, die "Specklagen" fehlen. An dieser Stelle setzte bis etwa 1820 der Nordflügel an. Also war Haus Alst früher eine Zweiflügelanlage, wie sie für das Münsterland lange Zeit die Regel waren.