Ausschnitt aus der Urkarte, rot schraffiert Neubauten im 19. Jh.
Der Leerbach (Jannings Mühlenbach) bietet im Oberlauf auf Grund des relativ steilen Abfalls des Schöppinger Berges an der Nordkante sehr gute Bedingungen zur Anlage von Wassermühlen, auch wenn die Wassermenge, die die Quelle liefert, nicht gerade groß ist.
So wurde schon im Mittelalter am Hof Janning, heute Wenning, eine Wassermühle gebaut, denn in den Unterlagen über den Grundbesitz des 968 gegründeten Stiftes Borchorst wird aus dem Jahre 1550 über die Mahljahre des Husinck auf dem Erbe Johanning berichtet.
Genauere Angaben über die Wassermühlen in Leer enthält dann ein Bericht des Horstmarer Bürgermeisters an den Kreisausschuss von 1820: „...gehorsamst anzuzeigen, dass … nur allein beim Zeller Janning und Zeller Wilming in der Gemeinde Leer, Bauerschaft Ostendorf, zwei oberschlächtige Wassermühlen existieren; diese Mühlen nur einzig von dem im Leer Berge entspringenden Leer Bach, ohne irgend einen anderen Zufluss, getrieben werden, da nun die Janning Mühle, kaum 200 Schritte von der Quelle, die zwar immer, jedoch nur langsam rinnt, entfernt ist, so hat derselbe auf oder vielmehr neben seinem Vorhof ein kleines Bassin ausgeworfen, um eben so viel Wasser aufzufangen, dass er beim größeren Regenwetter kaum 5 bis 6 Stunden am Tage mahlen kann; hier fällt dann das Wasser über dem Rade weg, und wird zwischen wohl 10 Fuß hohen Ufern der ungefähr 200 Schritte davon liegenden Wilming-Mühle zugeführt.
Wennings Mühle um 1905
Wennings Mühle um 1993
Wennings Mühle um 2012
Bernard Janning und Elisabeth Grewing haben dann 1845/6 die Wassermühle renoviert und dabei erheblich vergrößert zu einer Kornwassermühle mit zwei Mahlgängen und einem Ölschlag. Zudem haben sie 1858 eine Kornwindmühle am Dorfe Leer auf dem Esch errichtet, um weitere Mahlmöglichkeiten zu schaffen, da für den inzwischen gestiegenen Bedarf die Wassermenge des Leerbaches nicht mehr reichte. Diese Windmühle ist jedoch schon vor dem 1. Weltkrieg stillgelegt und abgebrochen worden.
Die entsprechenden Informationen erhält man aus einem Verpachtungsprotokoll vom 14. Oktober 1884. Bis zu diesem Jahre hatte nämlich eine Familie Brinkmann die Wassermühle am Hofe Janning gepachtet. Als der Pachtvertrag auslief, machte sich der damalige Müller Franz Bernhard Brinkmann in Eggerode selbständig. Danach verpachtete die Witwe Ökonom Bernard Janning, Rica geb. Schulze Eggerode ihre Realitäten, nämlich
- die Kornwassermühle mit zwei Mahlgängen und Ölschlag,
- die Kornwindmühle ebenfalls mit zwei Mahlgängen,
- das neu erbaute Müllerhaus nebst Garten und 6 Scheffel Gesae Ackerland
vom 22. Januar 1885 ab an den Müller Johann Schmedding aus Havixbeck.
Der Ölschlag ist aber nach 1885 nicht mehr lange in der Kornwassermühle betrieben worden sein, denn Ende des 19. Jh.s wurden zahlreiche Teiche für eine Forellenzucht neben dem Oberwasser ausgehoben und wurden in die Mühle in der einen Gebäudehälfte ein Fischaufzuchtbecken und weitere Becken für verkaufsfertige Fische eingebaut. - Die „Forellenzucht Janningsquelle“ in Leer wurde aber bald eingestellt, nachdem Janning 1905 auf einen Hof in Stevede bei Coesfeld einheiratete. Schmedding hatte weiterhin die Mühle mit Müllerhaus gepachtet und der Hof wurde anderweitig verpachtet. Die Teichanlagen sind aber größtenteils bis heute erhalten geblieben und werden derzeit von einer Anglergruppe intensiv genutzt; Fischreiher und Kormorane helfen allerdings kräftig mit. Und in trockenen Sommern ist auch der Sauerstoffgehalt im Wasser für die Fische problematisch.
Teichanlage der Fischzucht um 1900
1929 erwarb Müller Schmedding die nur wenige hundert Meter bachabwärts gelegene Wilmingsche Mühle, worauf Wilming Pächter der Janningschen Mühle wurde. Jannings Mühle war weiterhin Lohnmühle bis zum Beginn des 2. Weltkrieges, dann wurde sie stillgelegt und erhielt auch nach Kriegsende keine neue Mahlerlaubnis. Allerdings wurde in ihr noch bis Ende der 1950er Jahre für den Eigenbedarf des Hofes gemahlen. Zudem war ein Generator für 110 V ungeregelten Gleichstrom zur Versorgung des Hofes installiert worden und wurden mit einer speziellen Transmission im Hofgebäude landwirtschaftliche Geräte, wie Dreschmaschine, Häcksler, Butterfass u. a. angetrieben. Mitte der 1960er Jahre wurde jedoch das Wasserrad entfernt und die Mühle mehr und mehr sich selbst überlassen.
Die Familie Wilming hat noch bis März 1953 im Müllerkotten gewohnt. Danach wurde er an verschiedene Familien nacheinander vermietet bis 1984 die Familie Telenga als letzte Bewohner auszog. Danach war er sich selbst überlassen und der Zahn der Zeit nagte kräftig daran.
Am 31. 3. 1994 hat der Förderverein Technische Denkmäler e. V., 2004 in Mühlen- und Heimatverein Leer umbenannt, die Wassermühle und den Müllerkotten gepachtet, beide restauriert und der Öffentlichkeit als Denkmal zugänglich gemacht.
1469 belehnte das Damenstift Borchorst Haus Alst mit dem Hofe Wilming und bald danach wurde in dessen Nähe eine weitere kleine Wassermühle am Leerbach – Wilmings Mühle - errichtet. Diese wurde 1848 von Zeller Wilming durch eine kombinierte Wind-/Wassermühle mit zwei Mahlgängen und einer Ölpresse ersetzt als technikgeschichtliche Besonderheit mit einem achteckigen Grundriss. Und kurz danach wurde auch ein Müllerhaus gebaut.
Schmeddings Mühle um 1905
Schmeddings Mühle 1979
Schmeddings Mühle 2014
Um 1908 verlor der Windmühlenteil seine Flügel und diese wurden nicht mehr erneuert, sondern in einem Anbau („Motorenhaus“) eine Lokomobile aufgestellt. Zudem musste zur Aufnahme einer Transmission für den Antrieb der verschiedenen mühlentechnischen Anlagen das Untergeschoss der Getreidemühle grundlegend umgebaut werden. Auch wurde ein Generator für 110 V ungeregelten Gleichstrom zur Beleuchtung der Mühle, des Müllerhauses und des Hofes Wilming eingebaut. - Am 8. Januar 1928 riss ein Sturm den gesamten hölzernen Windmühlenteil herunter. Danach wurde das Mauerwerk oberhalb der Galerie auf ein volles Geschoss erhöht und mit einer Betondecke versehen.
1929 erwarb der Müller Schmedding – bis dahin Pächter der Janningschen Mühle - die Mühle. Er ersetzte in den 1930er Jahren die Dampfmaschine zunächst durch einen Dieselmotor, später einen Elektromotor. Zudem ersetzte er zur besseren Herstellung von Weizenmehl für die Bäckereien auf dem Mehlboden einen Mahlgang durch einen Doppel-Walzenstuhl. - Kurz vor dem 2. Weltkrieg wurde das Motorenhaus aufgestockt und im oberen Stockwerk eine Getreidereinigung mit angeschlossener Beiztrommel aufgestellt, um für die Landwirte im Lohnverfahren Getreidesaatgut aufzubereiten. Während des 2. Weltkrieges blieb die Mühle in Betrieb (erzeugte unter anderem Mehl für die Heeresverpflegung).
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde schon im November 1945 von der Militärregierung das Mahlen Mehl und Schrot für Bäckereien und Selbstversorger genehmigt. Als Antrieb der Mühle wurde dazu im Herbst 1945 zusätzlich zum immer noch vorhandenen Wasserrad ein Elektromotor installiert. 1965 wurde das Wasserrad durch eine Turbine und 1975 der Mahlgang durch eine moderne Hammermühle ersetzt. Doch all diese Verbesserungen nützten nichts. Beim großen Mühlensterben in den 1970er Jahren wurde der Mühlenbetrieb als Gewerbe eingestellt und nur noch bis in die ersten 1980erJahre Getreide zur Eigenversorgung geschrotet.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Leerbaches wurde bald nach Errichtung der kombinierten Wind-/Wasser-Getreidemühle eine getrennte Ölmühle mit einem eigenen Wasserrad errichtet, doch 1929 nach dem Erwerb der Mühle durch die Familie Schmedding
stillgelegt. Das Gebäude wurde zunächst als Schweinestall und ab 1950 als Lagerraum genutzt. Dafür wurde es aufgestockt und ein Zwischenbau errichtet, der das Gebäude mit der Mühle verband.
1993 übernahm der Förderverein Technische Denkmäler e. V. – 2004 in Mühlen- und Heimatverein Leer umbenannt - die Mühle in Erbpacht und restaurierte sie. Dabei wurde der Zwischenbau zwischen Ölmühle und Getreidemühle wieder entfernt, die Wasserturbine ausgebaut und 1996 wieder ein Wasserrad nach altem Vorbild erstellt und eingebaut, schließlich die innere Mühlenantriebstechnik 2012 vervollständigt, so dass seitdem die Mühle wieder mahlfähig ist.
Schmeddings Mühle 1902
Schmeddings Mühle 1995
Schmeddings Mühle 2005