Zusammen mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Oberhausen - Rheine wurde in den 1870er Jahren auch das Bahnhofsgebäude in Horstmar in den typischen Bauformen der damaligen Zeit - allerdings aufwändiger als die meisten anderen Bahnhofsgebäude an dieser Strecke - errichtet. Charakteristisch dafür ist die Gesamtgliederung mit Mittelrisalit und querbetonten Gesimsen und Friesen sowie den aus der Romanik übernommenen Rundbögen für die oberen Fenster und den aus der Renaissance stammenden Giebeldreiecken und den flachen Bögen über den unteren Fenstern. Die Nutzung von zahlreichen, verschiedenartigen Fliesen für die Gestaltung machte das Besondere dieses Gebäudes aus. Der angebaute Güterschuppen wurde später errichtet.
Das Bahnhofsgebäude wies zudem die Besonderheit auf, dass die Grenze zwischen Laer und Horstmar mitten durch das Gebäude verlief, um zu betonen, dass dieser Bahnhof beide Orte versorgen sollte. Erst im Rahmen der Flurbereinigung wurde 1956 die Grenze soweit nach Süden verschoben, dass das gesamte Bahnhofsgelände zum Gebiet der Stadt Horstmar gehört.
Diese Lage zwischen Laer und Horstmar bedeutete, dass Güter mit Pferdewagen dorthin transportiert werden mussten und dass Personen einen weiten Fußweg zurückzulegen hatten - besonders mühsam für die Schüler, die von hier aus nach Burgsteinfurt oder Coesfeld zur Schule fuhren. Um die Wartezeit angenehmer zu gestalten, gab es von Anfang an auch eine Bahnhofsgaststätte. Neben der Bahnhofswirtfamilie wohnten noch drei weitere Familien, nämlich der Stationsvorsteher und zwei weitere Bahnbeamte, in dem Gebäude. Es war also recht geräumig.
Besonders umfangreich war der Personenverkehr zwischen den Weltkriegen und bis in die 1960er Jahre. Insbesondere weil die nahe der Strecke wohnenden Werktätigen, die bei Bispinck & Bauer in der Weberei, bei Schulte & Dieckhoff in der Strumpfstrickerei oder bei Langkamp im Straßenbau (Pflasterei) beschäftigt waren, die Züge benutzten. Viele von ihnen fuhren spätnachmittags vom Bahnhof nicht nach Hause, ohne vorher in der Bahnhofsgaststätte noch ein Bier für 10 Pfennig oder ein Schnäpschen für nur 5 Pfennig zu trinken.
Die Gaststätte wurde lange Zeit mit Petroleumlampen beleuchtet und alles Wasser, was dort und in den Haushalten der Bewohner gebraucht wurde, musste in Eimern von der Pumpe draußen geholt werden. Auch die sanitären Anlagen waren entsprechend. Bis kurz vor den 1950er Jahren gab es im ganzen Gebäude keine Toiletten; alle Bewohner mussten eines der drei „Plumpsklos" auf dem Bahnsteig benutzen - bei Schneefall empfahl es sich dann, einen Handfeger mitzunehmen, um die Sitzfläche schneefrei zu machen. Doch mit dem aufkommenden Wohlstand ab den 1950er Jahren änderte sich auch dieses.
Nach der Stilllegung der Bahnstrecke wurden für das Bahnhofsgebäude noch nach Nutzungen gesucht, denn es war ein attraktives Gebäude. Leider scheiterten alle Ideen an Decken- und Fußboden-Absenkungen im ehemaligen Wartesaalbereich, die nur mit sehr großem Aufwand hätten beseitigt werden können. Daher wurde das Gebäude, aber nicht die angebauten Güterschuppen, im Mai 2003 abgebrochen.