Schmeddings Mühle
- Findling Kirchplatz
- Altes Rathaus
- Borchorster Hof
- Strickshof
- Sendenhof
- Merveldter Hof
- Valckenhof
- Ascheberger Hof
- Münsterhof
- Seitenflügel des Münsterhofs
- Bergfried
- ehemalige Försterei
- Bürgerpark
- Antonius Kapelle
- Haus Alst
- Leerbach Quellen
- Schmeddings Mühle
- Müllerkotten
- Wennings Wassermühle
- Grollenburg
- St. Gertrudis Kirche
Schmeddings (Wilmings) Mühlenanlage
Bald nachdem der Hof Wilming Lehen von Haus Alst wurde - 1469 belehnte das Damenstift Borchorst mit dem Hofe Wilming den Droste zu Beke auf Haus Alst, seit 1549 die von Münster zu Alst und seit 1602 die von Westerholt zu Alst – wurde in dessen Nähe eine weitere Wassermühle am Leerbach errichtet. Diese Wassermühle ersetzte 1848 der Zeller Wilming durch eine kombinierte Wind-/Wassermühle mit zwei Mahlgängen und einer Ölpresse. Sie ist hier im Umfeld eine technikgeschichtliche Besonderheit, denn im Gegensatz zu anderen kombinierten Wind-/Wassermühlen weist sie keinen für eine Wassermühle charakteristischen rechteckigen, sondern einen für Windmühlen üblichen achteckigen Grundriss auf und war laut Bauantrag vom 29. Januar 1848 von Anfang an als kombinierte Wind-/Wassermühle konzipiert. Die beiden Mahlgänge befanden sich zwei Geschosse höher als der Wasserradantrieb. Einer dieser Mahlgänge ist heute noch mahlfähig vorhanden. Der zweite wurde ausgebaut, als in den 1930er Jahren zur besseren Herstellung von Weizenmehl für die Bäckereien auf dem Mehlboden ein Doppel-Walzenstuhl der Firma Bühler 33/800 aufgestellt wurde. Der Standort des damals ausgebauten Mahlganges ist in der Decke über dem Mehlboden noch gut zu erkennen.
Um 1908 verlor der Windmühlenteil seine Flügel und diese wurden nicht mehr erneuert. Dafür wurde ein sog. „Motorenhaus" errichtet und darin 1909 eine bewegliche Dampfmaschine (Lokomobile) der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG, Magdeburg, Baujahr 1890, aufgestellt. Zudem musste zur Aufnahme einer Transmission für den Antrieb der verschiedenen mühlentechnischen Anlagen das Untergeschoss der Getreidemühle grundlegend umgebaut werden. Die Decke wurde erheblich höher gelegt und erhielt als tragende Konstruktion Eisenträger. Auch wurde ein Generator für 110 V ungeregelten Gleichstroms eingebaut. Damit wurde Strom zur Beleuchtung der Mühle, des Müllerhauses und des Hofes Wilming erzeugt und zur Speicherung von elektrischer Energie wurden im Untergeschoss 60 Bleiakkumulatoren aufgestellt. Diese sind rudimentär ebenso wie die Schalttafel und der Generator noch vorhanden. Am 8. Januar 1928 riss ein Sturm den gesamten hölzernen Windmühlenteil herunter. Danach wurde das Mauerwerk oberhalb der Galerie auf ein volles Geschoss erhöht und mit einer Betondecke versehen.
1929 erwarb der Müller Schmedding – bis dahin Pächter der Janningschen Mühle - vom Müller Wilming die Mühle. In den 1930er Jahren wurde im Motorenhaus an Stelle der Dampfmaschine zunächst ein Dieselmotor installiert, später ein Elektromotor. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde das Motorenhaus aufgestockt und der Zwischenteil zur Getreidemühle geschlossen. In dem so geschaffenen oberen Stockwerk wurde eine Getreidereinigung mit angeschlossener Beiztrommel aufgestellt, um für die Landwirte im Lohnverfahren Getreidesaatgut aufzubereiten. Während des Zweiten Weltkrieges blieb die Mühle in Betrieb und erzeugte unter anderem Mehl für die Heeresverpflegung.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auf Antrag vom 19. November 1945 von der Militärregierung die Genehmigung zum Mahlen von monatlich 25 Tonnen Mehl und Schrot für Bäckereien und Selbstversorger erteilt. Als Antrieb der Mühle wurde im Herbst 1945 zusätzlich zum immer noch vorhandenen Wasserrad ein Elektromotor installiert. Doch bald wurde Strom recht teuer, so dass Anfang der 1950er Jahre wieder ein Dieselmotor zusätzlich zur Wasserkraft genutzt wurde, und zwar ein gebrauchter 1-Zylinderdieselmotor MAH 714 der Firma Deutz mit offener Siedewasserkühlung, Baujahr 1938. Dieser ist heute noch funktionsfähig vorhanden. 1951 wurde der erste Walzenstuhl durch einen Diagonal-Doppel-Walzenstuhl der Firma Fürmeyer & Witte, Mönchehof bei Kassel ersetzt. 1952 wurde noch eine Spitzmaschine für Roggen und Weizen angeschafft. 1965 wurde das Wasserrad durch eine Turbine und 1975 der Mahlgang durch eine moderne Hammermühle ergänzt. Doch all diese Verbesserungen nützten nichts. Beim großen Mühlensterben in den 1970er Jahren wurde der Mühlenbetrieb als Gewerbe eingestellt und nur noch bis in die ersten 1980er Jahre Getreide zur Eigenversorgung geschrotet.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Leerbaches wurde bald nach Errichtung der kombinierten Wind-/Wasser-Getreidemühle eine getrennte Ölmühle mit einem eigenen Wasserrad errichtet, doch 1929 nach dem Erwerb der Mühle durch die Familie Schmedding stillgelegt. Das Gebäude wurde zunächst als Schweinestall und ab 1950 als Lagerraum genutzt. Dafür wurde es aufgestockt und ein Zwischenbau errichtet, der das Gebäude mit der Mühle verband.
1993 übernahm der Förderverein Technische Denkmäler e. V. – 2004 in Mühlen- und Heimatverein Leer umgenannt - die Mühle in Erbpacht und restaurierte sie. Dabei wurde der Zwischenbau zwischen Ölmühle und Getreidemühle wieder entfernt, die Wasserturbine ausgebaut und 1996 wieder ein Wasserrad nach altem Vorbild erstellt und eingebaut, schließlich die innere Mühlenantriebstechnik 2012 vervollständigt, so dass seitdem die Mühle wieder mahlfähig ist.
Im Obergeschoss der ehemaligen Ölmühle befindet sich heute eine Sammlung von in der angeschlossenen kleinen Landwirtschaft genutzten Acker- und sonstigen Kleingeräten, auf dem Steinboden eine Sammlung verschiedener Getreidemahlvorrichtungen und im Obergeschoss des Motorenhauses eine Sammlung von Getreidereinigungsvorrichtungen.